Kirchenkonsolidierung oder das Ende des christlichen Lebens im Ländlichen Raum?

"Glaube muss immer wieder neu entdeckt werden, in jeder Generation. Menschen, die Feuer fangen, finden Formen. Gemeinschaft, die trägt. Eine Sprache, die verstanden wird."

 

So heißt es in der Präsentation (abrufbar hier), in der die Evangelische Kirche in Baden (EKIBA) auf das einschwört, was sie ihren Strategieprozess 2032 nennt. 

Quelle: EKIBA 2032 Strategieprozess
Quelle: EKIBA 2032 Strategieprozess

70 Prozent der Gebäude will die Kirche nicht weiter finanzieren.

30 Prozent aller Kirchen sind rot: Pech gehabt - Das war es für Euch

40 Prozent aller Kirchen sind gelb: Hier wird "wiederholt geprüft" und nochmal nachgerechnet bis spätestens 2050, ob 40 + 30 auch wirklich 70 Prozent ergibt. 

30 Prozent der Kirchen sind grün. Wenn eine gelbe Kirche grün werden soll, dann muss dafür eine grüne Kirche geschlossen werden.  

Ergebnis: Kein Gebäude ist sicher!

LAUT EKIBA Entscheidungsprozess Gebäude

ROT = SICHER KEINE PERSPEKTIVE und GELB = FRAGLICHE PERSPEKTIVE

Quelle: EKIBA

Ekiba-Strategieprozess 2032

Konkret geht es darum gleichbleibende oder steigende Kosten zu reduzieren und so sinkende Kirchensteuerzahlungen aufzufangen. Immer weniger Menschen sind Mitglied in einer der christlichen Kirche in Baden.

Wer sich bisher noch einer Kirche zugehörig fühlt, das durch ehrenamtliches Engagement und Gottesdienstbesuche zum Ausdruck bringt, der wird nun genau dafür bestraft.

Wer schon bisher "nur Mitglied war", wird weniger bestraft als die, die in ihrer Kirche mehr sehen und sich regelmäßig einbringen.

Keine Frage: Kirchliches Leben ist mehr als ein Gebäude, ein Gemeindehaus, ein Kindergarten oder eine Kirche. Kirchliches Leben ist Gemeinschaft, Gebet und Fürsorge.

ABER GENAU DAS FINDET IN DIESEM PROZESS NICHT MEHR STATT.

Neu zusammengewürfelte Kirchengemeinden mit nach Mitgliederproportionen gewählten Kirchengemeinderäten sind nicht zu Gemeinschaften zusammen gewachsen.
In vielen Bereichen haben diese "Zwangsehen" sich nicht in Liebesbeziehungen verwandelt.

Natürlich gibt es Kriterien nach denen über den Erhalt von Gebäuden entschieden werden soll.

Die Gesichtspunkte, nach denen ein Gebäude mit einer grünen Ampelfarbe klassifiziert wurden, sind in der nachfolgenden Liste zusammengestellt:
Platz

  1. In jedem Kooperationsraum gibt es mindestens ein Gemeindehaus.
  2. Die Erreichbarkeit ist für möglichst viele Menschen im Kooperationsraum gegeben.
  3. In einem Gemeindehaus können mehrere übliche Gemeindeangebote stattfinden (z.B. Kirchenmusik, Unterricht, Erwachsenenbildung, Kinder- und Jugendarbeit, Sitzungen).
  4. Ist das Gebäude gut für die Gemeindearbeit nutzbar.
  5. Bei Verlust eines Gebäudes müssten viele Gruppen und zahlreiche Nutzer auf alternative Orte verteilt werden.
  6. Eine Kirche ist für unterschiedliche Formen von Gottesdienst und kulturelle Veranstaltungen nutzbar.
  7. Im Kooperationsraum ist mindestens ein Gebäude gut zu erreichen.
  8. Eine Kirche ist in besonderer Weise beliebt als Ort für kirchliche Feiern wie Taufen und Trauungen.
  9. Historische Bedeutsamkeit einer Kirche ist spürbar
  10. Bei mehreren Akteuren im Sozialraum findet ein Gebäude Resonanz
  11. Erkenntnisse über Bevölkerungsentwicklung werden einbezogen.
  12. Das kirchliche Gebäude ist auch Treffpunkt der politischen Gemeinde.
  13. Aktueller Gebäudezustand und finanzielle Ausstattung des derzeitigen Eigentümers werden in die Betrachtung einbezogen.
  14. Die Abgabe eines Gebäudes wird vermutlich auf großen öffentlichen Widerstand stoßen.


Dennoch finden diese Kriterien keine Anwendung, wenn die größere Gemeinde mit mehr Mitgliedern im Gegenzug auf ihre Kirchen verzichten müsste. 

Die Idee, dass man natürlich auch einen Gottesdienst in einem anderen Ort besuchen kann klingt nett. Mehr aber auch nicht. 
Wer engagiert sich ernsthaft in einer Kirche in einem anderen Ort? 
Der Kirchgang ist keine Kirchfahrt. Kirchen werden fußläufig erreicht. Kinderkirchen finden in unseren Dörfern statt. 
Was in großen Städten durch ÖPNV und ein anderes Zugehörigkeitsempfinden gelingt, ist im Ländlichen Raum nicht umsetzbar. 

Im Ländlichen Raum bedeutet der Rückzug der evangelischen Kirchen den Verlust der christlichen Identität. 

Statt konkret über Ökumene und Kirche vor Ort nachzudenken wird der Rotstift angesetzt. 

Klar: die Kirchen haben (finanzielle) Sorgen: 

Strategieprozess

Warum überhaupt ein Strategieprozess?

Jeder fängt mal klein an - so wie wir. Aus einer gemeinsamen Vision haben wir zusammen Schritt für Schritt etwas Großes gemacht. Darauf sind wir stolz.

Quelle: EKIBA 2032 Strategieprozess

Die gesellschaftlichen Bedingungen für unsere Kirche verändern sich stark.

 

Der Strategieprozess sucht danach, wie sich Kirche unter den neuen Bedingungen gut aufstellen kann.

Quelle: EKIBA 2032 Strategieprozess



Demographie und Kirchenaustritte

Wie wirken sich die Veränderungen auf die Kirchensteuer aus?

Sparen allein reicht nicht


Der demographische Wandel ist ein Auslöser des Mitgliederrückgangs: Die Gesellschaft wird immer älter und es werden immer weniger Kinder geboren.

 

Dazu kommt ein Rückgang bei Taufen und erhöhte Austrittszahlen. Das führt zu einem Verlust von ca. 50% der Mitglieder bis 2060.

Quelle: EKIBA 2032 Strategieprozess

Laut der Prognosen werden die Einnahmen aus der Kirchensteuer in den nächsten Jahren langsamer wachsen als die Ausgaben für Personal und Gebäude. Daraus ergibt sich ein strukturelles Defizit in Höhe von 20%.

 

Zudem werden weitere 10% benötigt, um die Innovationskraft der Kirche zu stärken.

Quelle:

EKIBA 2032 Strategieprozess

Mit Sparen allein lassen sich die Probleme nicht lösen. Kirche muss sich neu auf die Menschen und die Gesellschaft einstellen, um ihrem Auftrag gerecht zu werden.

 

Deshalb steht der Prozess unter dem Titel „Transformation & Reduktion“.

Quelle: EKIBA 2032 Strategieprozess


Von 100 Euro gehen NUR 8 Euro in den Gebäudeunterhalt!

Wofür gibt die evangelische Kirche ihr Geld eigentlich aus? 



Kirche neu denken ist richtig und wichtig!

 

Niemand kann leugnen, dass christliche Kirchen Mitglieder verlieren.

Aber der hier angestrebte Strukturprozess ist der FALSCHE WEG!!

 

Immer mehr Gottedienste werden bereits von Prädikanten also Ehrenamtlichen ausgeführt, die niemals Pensionen erhalten werden. 

Diese UND neue Pfarrer werden aber nicht im Internet oder bei Gottesdienst-Events gewonnen sondern kommen fast ausschließlich aus Gemeinden mit einem aktiven Gemeindeleben. Die Kommunen im Ländlichen Raum, die jetzt ganz aufgegeben werden, gehen für immer Verloren. 

 

Uns ist christliches Leben wichtig.

Wir setzen uns ein für Kirche vor Ort, für mehr Ökumene, für ein aktives Kirchenleben und den Erhalt von Strukturen. 

 

Unsere Kirchen sind auch Ausdruck unserer Kultur, unserer Werte und unserer Geschichte. 

 

Was passiert mit all den denkmalgeschützten Kirchen? 

Was ist das Ziel des Prozesses? 

 

Kirchen sagen wir zahlen nicht mehr. Wer dann? 

Wer seine Mitglieder nur noch vor den Kopf stößt, wird keine neuen gewinnen, aber alte verlieren. 

 

Initiative Dorfkirchen retten!

Wir werden diesen Prozess kritisch, aufmerksam und aktiv begleiten. 

 

Wenn unsere Kirche geschlossen wird, 

dann ist hier eine christliche Gemeinschaft kaum noch möglich. 

 

In Mörtelstein wurde bereits das evangelische Gemeindehaus geschlossen. Ohne unser Engagement hätte auch hier die Kirche einfach den Schüssel umgedreht. Es hat uns Mühen gekostet und es kostete uns jeden Monat Geld das Haus mit Hilfe eines Fördervereins zu finanzieren. Wir sind Mitglieder einer evangelischen Kirche, die uns immer wieder vor den Kopf stößt und die uns nun auch das Kirchengebäude nehmen will. 

 

Nicht mit uns! 

 

Unsere Kirchen bleiben im Dorf!